update 03.02.2008
Theben (Karte Nord, 6-7/B)
TT 71, cn-n-mw.t (Senenmut), Haushofmeister
Senenmut ist einer der am Besten
belegten Privatpersonen der ägyptischen Geschichte. Zahlreiche Titel wurden ihm
von seiner Königin Hatschepsut
verliehen, u.A. gilt er als "Erzieher der Königstochter
Nefru-Ra", "Führer der Großen in Ober- und Unterägypten"
und als Erbauer des Hatschepsut-Tempels Dsr-Dsrw
in Theben-West.
Eine Übersicht über die bekannten Ehrennamen und Ämter des Senenmut
befindet sich auf der u.a. website über Hatschepsut.
Senenmut stammt aus
einfachen Verhältnissen. Seine Eltern Ramose und Hatneferet waren
unbedeutend und wurden in einem kleinen Grab im Bereich der Terrasse des Senenmut-Grabes
in Sheik Abd el-Korna bestattet. Dieses Grab wurde ungestört aufgefunden, man
konnte an der Grabausstattung erkennen, dass der früh verstorbene Vater
wesentlich bescheidener beigesetzt wurde als die Mutter: Senenmuts
Karriere hatte begonnen.
Er selbst begann nach heutiger Erkenntnis etwa in den Jahren 7/8 seiner Königin
mit dem Bau von zwei Monumenten für sich selbst: das heutige TT 71 in Sheik Abd
el-Korna und TT 353 in Deir el-Bahari, die nach heutiger Meinung wohl als eine
einzige Grabanlage zu deuten sind.
Foto: Dr. Karl H. Leser
TT 71, hoch im Berg von el-Korna
gelegen, war wohl als Kultkapelle gedacht, während TT 353 direkt als rein
unterirdisches Gewölbe ohne Oberbauten geplant wurde. Wie in späteren Jahren häufiger
erfolgte hier eine räumliche Trennung von Totenkultkammer und Grabkammer.
Der Vorhof von TT 71 wurde durch Aufschüttungen
vergrößert. Diese überdeckten den Grabeingang zum Grab der Eltern des Senenmut
(d.h. die Mutter ist in dieser Zeit verstorben).
Die Fassade ist nischengegliedert, durchbrochen mit einer Fensterreihe zur
Querhalle, die von acht Säulen getragen wurde. Vier verschiedene Deckenformen
hat man hier eingebracht: links vor den Säulen war die Decke gleichmäßig gewölbt,
hinter den Säulen gebogen. Rechts vorne benutzte man eine Giebelform, hinten
eine flache Decke.
Dekoration:
1. Auf einem Teil des Sturzes innen opfert der Wab-Priester und Bruder
des Grabherrn Minhotep seinen Eltern und dem Verstorbenen.
2. oben autographische Textreste, Soldaten (zerstört)
3. oben sechs Kreter in einer Tribut-Szene. Drei zerstört, einer mit
einem Schwert, die anderen mit Vasen.
Fries: Hathor-Köpfe, darunter Texte.
Kapelle
4. Felsstele mit den Titeln des Grabherrn als Haushofmeister und Großer
Haushofmeister.
5. Felsstele mit Titel des Grabherrn als Aufseher der Kornspeicher und
den Namen der Eltern.
6. Zwei Felsstelen, eine mit zerstörtem Titel und den Namen der Eltern,
die andere mit dem Titel Haushofmeister.
7. Stele mit dem Titel des Grabherrn als Aufseher der königlichen
Arbeiten.
8. Stele mit dem Titel des Grabherrn als Großer Haushofmeister und den
Namen seiner Eltern.
9. Zwei Register
I. Der Bruder Senimen (TT 252) und dessen Frau Senemiah vor
Opfergaben sitzend.
II. Opferträger
10. Reliefreste der Begräbnisprozession, Statuen werden gezogen.
11. Statuennische und Stele (Berlin 2066) darunter, mit einer kleinen
Szene. Der Grabherr sitzt mit seinen Eltern. Texte: Totenbuch. Links ein Stier
mit sieben Kühen. rechts Anubis und die Heiligen Ruder.
Fries an der linken Wand mit Texten, ebenso an der Decke.
Neben den Amarna-Zerstörungen sind deutliche Zeichen einer damnatio memoriae
vorhanden: der Name Senenmut wurde systematisch ausgehackt.
Eine Sitzstatue des Senenmut mit Nefru-Ra, die Lepsius aus
der Nische entfernte, befindet sich heute in Berlin (Nr. 2296).
Oberhalb des Grabes befindet sich eine weitere Nische im Fels mit einer aus dem
Felsen geschlagenen Statue, die den Grabherrn mit der Prinzessin Nefru-Rê
zeigt.
Dziobek nimmt an, dass als Oberbau über der Kultanlage eine
Pyramidenkonstruktion zumindest vorgesehen war, Kampp vermutet dagegen
eine Kapelle.
Ein zerschlagener und heute restaurierter Quarzit-Sarkophag des Senenmut
befindet sich jetzt im M.M.A. New York (Nr. 31.3.95). Es ist strittig, warum er
nach TT 71 gebracht wurde.
Literatur:
Dorman, P.F.: The Monuments of Senenmut, London 1988
Dorman, P.F.: The Tombs of Senenmut, PMMA XXIV, New York 1991
Dziobek, E.: Eine Grabpyramide des frühen Neuen Reiches in Theben, MDAIK 45,
Kairo (1989)
Quellen:
Porter & Moss, The Theban Necropolis
Part One, Oxford 1994
Kampp, F., Die thebanische Nekropole. Zum Wandel des Grabgedankens von
der XVIII. bis zur XX. Dynastie, Mainz 1996